Außergewöhnliche Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten
Serpentinit-Felsen und ihre Pflanzenwelt gehören zu den großen naturkundlichen Besonderheiten Bayerns. Das Gestein tritt im Landkreis Hof entlang der Ränder der Münchberger Gneismasse an die Erdoberfläche bis nach Kupferberg im Landkreis Kulmbach.
Die Kombination aus geologischem Untergrund, Hitze und Trockenheit macht die Felsen zu außergewöhnlichen Lebensräumen für seltene Tier- und Pflanzenarten: In schattigen Felsspalten fühlt sich beispielsweise der stark gefährdete Braungrüne Streifenfarn (Asplenium adulterinum) besonders wohl. Etwas mehr Licht und Trockenheit verträgt der Serpentinstreifenfarn (Asplenium cuneifolium). Eine Pflanze, die weltweit ausschließlich auf den felsigen Bereichen der Woja- und Haidleite vorkommt, ist die rosa blühende Serpentin-Grasnelke (Armeria maritima ssp. serpentinii).
Diese Pflanzenarten sind zum Teil konkurrenzschwach und drohen durch Beeinträchtigungen schnell verdrängt zu werden. Felsbereiche wurden in der Vergangenheit häufig nicht gepflegt. Bedingt durch Hitze- und Trockenperioden sterben Bäume auf den Flächen ab und stürzen um. Neben dem Verrotten dieser Bäume führen Stickstoffeinträge aus der Luft zu einer schleichenden Nährstoffanreicherung der Flächen. Dies ist aktuell einer der größten Gefährdungsfaktoren für die serpentinitspezifischen Pflanzen. Die Nährstoffe führen zum stärkeren Wuchs von Gehölzen, Waldmoosen und Gräsern, wodurch die seltenen Serpentinit-Pflanzen zu stark beschattet oder überwuchert werden.
Für den Erhalt der seltenen Arten und Lebensräume tragen der Landkreis Hof und der Regierungsbezirk Oberfranken eine deutschlandweite Verantwortung. Deshalb hat der Landschaftspflegeverband Hof zwischen 2021 und Anfang 2025 zwei Förderprojekte zu den Serpentinit-Standorten in den Landkreisen Hof und Kulmbach betreut. Diese wurden durch Mittel des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz finanziert.
Verlängerung Serpentinit-Projekt Nordost-Oberfranken (2023-2025)
Die Erhaltung und Betreuung der Serpentinit-Standorte in Nordostoberfranken ist eine dauerhafte und intensive Aufgabe, der sich der Landschaftspflegeverband widmet. Nach dem ersten Projekt (Infos siehe unten) ging „Lebende Extreme auf blauem Fels“ Anfang 2023 in die Verlängerung. Das Projekt wurde über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie (LNPR) gefördert und endete im Februar 2025.
Unter anderem wurden weitere Landschaftspflegemaßnahmen auf den beeinträchtigten Flächen geplant und umgesetzt (siehe Fotos). Ausgewählte Arten wurden durch Artenhilfsmaßnahmen unterstützt. Es fanden außerdem wieder viele Exkursionen statt und weitere Infoschilder wurden aufgestellt. In der Frankenpost erschien im Mai 2023 ein Artikel zur Verlängerung des Projekts. Unter Aktuelles können Sie vergangene Meldungen zum Projekt entdecken und auf dem Laufenden bleiben.
Lebende Extreme auf blauem Fels – Das Serpentinit-Projekt in Nordost-Oberfranken (2021-2022)
Zwischen März 2021 und Dezember 2022 hat sich der LPV Hof mit dem Projekt „Lebende Extreme auf Blauem Fels“ für den Schutz und Erhalt der Serpentinit-Standorte in den Landkreisen Hof und Kulmbach eingesetzt. Das Projekt wurde über das Biodiversitätsprogramm Bayern 2030 gefördert.
Um herauszufinden, welche Tier- und Pflanzenarten auf den Projektflächen vorkommen, wurden verschiedene Kartierungen durchgeführt: Biologinnen und Biologen untersuchten die typische Serpentinit-Vegetation, Moose und Flechten, Tag- und Nachtfalter sowie Reptilien. Die Ergebnisse verdeutlichen die hohe Bedeutung der Extremstandorte für diese Artengruppen. Beispielsweise findet der Violette Feuerfalter (Lycaena alciphron), eine in Bayern und Deutschland stark gefährdete Schmetterlingsart, wichtige Rückzugsräume auf den Serpentinit-Standorten.
Mithilfe der Aufwertungsempfehlungen aus den Kartierberichten wurden zahlreiche Pflegemaßnahmen zur Optimierung und Wiederherstellung der Serpentinit-Standorte geplant und im Winter 2022/23 umgesetzt. Dabei handelte es sich meist um Aufräumarbeiten, geringfügige Entholzungen und das Entfernen von Moos- und Graspolstern in Felsspalten. Während des Projekts fanden zahlreiche Exkursionen statt. Außerdem wurde ein Info-Schild am Haidberg bei Förbau aufgestellt und ein Flyer veröffentlicht, der über das Projekt und seine Ziele informiert.
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